Der Blaue Tisch in Wehringhausen
Der Bodelschwinghplatz gestern, heute und morgen
Einst der historische Kern Wehringhausens und eine belebte Einkaufsmeile, hat der Bodelschwinghplatz seine städtische Funktion und Bedeutung schon vor langer Zeit eingebüßt. Architekturhistorisch wertvolle Gebäude am Bodelschwinghplatz und entlang der benachbarten Straßen zeugen von einstigem Wohlstand und Geschäftigkeit, wo heute Leerstand und Verkehrslärm dominieren. Der Bodelschwinghplatz ist dennoch nicht unwiederbringlich verloren, sondern wartet auf seine Wiederbelebung. Ansätze sind erkennbar, um die vielleicht vergessene, aber doch unbestrittene Qualität des Platzes in der Wahrnehmung des Stadtbildes wieder zur Geltung kommen zu lassen. Man muss die Vergangenheit kennen, um die Missstände der Gegenwart zu verstehen und die Zukunft positiv beeinflussen zu können.
Den Anfang bildete daher ein architekturhistorischer Rundgang unter der Leitung von Jens Bergmann (Hagener Heimatbund). Der AIV ist stolz, den Hagener Heimatbund anlässlich dieser Gelegenheit bei der Enthüllung eines Hinweisschildes auf dem Bodelschwinghplatz unterstützen zu dürfen. Unter der Moderation von Georg Thomys (Leiter der Bauordnung) und mit musikalischer Begleitung durch Elke Ortmann wurde die Veranstaltung bei über 80 Besuchern im Kulturzentrum Pelmke fortgeführt. Die Beiträge konzentrierten sich auf drei Themenblöcke:
Gestern Jens Bergmann verdeutlichte den Ursprung Wehringhausens als landwirtschaftlich geprägte Siedlung, die später durch Industrie und Handel überformt wurde, um in den letzten Jahrzehnten unter dem Strukturwandel zu leiden. Anschließend berichtete Dr. Ralf Blank (Historisches Zentrum) in seinem ergreifenden Beitrag über die alliierten Luftangriffe im II. Weltkrieg und deren Auswirkungen auf das Stadtbild Wehringhausens. Ina Hanemann (Untere Denkmalbehörde) sprach über die Bedeutung des Bodelschwinghplatzes als Keimzelle Wehringhausens und dessen Bedeutung als städtebauliches Denkmal. Die Denkmalpflege stelle eine Klammer zwischen den drei Themenblöcken dar, weil sie die Zeugnisse des Gestern bewahren möchte, im Heute verankert sei und die Baudenkmale in das Morgen retten will.
Heute Bezirksbürgermeister Jürgen Glaeser unterstrich die Bedeutung Wehringhausens für die Politik. Eine Verbesserung des Umfeldes rund um den Bodelschwinghplatz sei nur in kleinen Schritten erreichbar, dürfe aber nicht aus dem Fokus geraten. Diesen Aspekt griff Baudezernent Thomas Grothe auf, indem er die Wettbewerbsergebnisse zur Umgestaltung des Bodelschwinghplatzes präsentierte und auf die städtebaulichen Chancen durch die Bahnhofshinterfahrung hinwies. Stadtteilmanager Maik Schumacher erläuterte, dass neben baulichen Veränderungen auch soziale Aspekte zu berücksichtigen seien. Das Quartier werde maßgeblich von seinen Bewohnern getragen. Gabriele Hassler wiederum verdeutlichte als Sprecherin von „Wir in Wehringhausen“, welchen Schwierigkeiten der lokale Einzelhandel begegnet.
Morgen Aktuelle Entwicklungen lassen schon jetzt konkrete Auswirkungen auf die Zukunft erkennen. Vertiefend erläuterte Wolfgang Mesenholl als Planer der Bahnhofshinterfahrung deren bauliche Ausgestaltung anhand äußerst informativer Bilder. Sigurd Evers und Sarah Stenzel zeigten mit dem Projekt GARTEN.REICH!, wie temporäre Gärten das Stadtbild nicht nur verschönern können, sondern auch der Integration und Kommunikation der verschiedensten Bewohnergruppen dienen. Andrea Paukstadt erläuterte, dass es mit dem „Runden Tisch Wehringhausen“ eine funktionierende Institution gibt, die sich der Probleme der Bewohner annimmt. Wehringhausen zeichne sich durch ein außerordentliches Gemeinschafsgefühl aus, welches erhaltens- und förderungsfähig sei.